Ehrenkommandant Manfred Kramel

Nachruf von Kdt.Michael Rattelmüller auf Manfred Kramel zum 09.Oktober 2016

Liebe Familie Kramel, liebe Trauergemeinde,
wir sind heute hier zusammengekommen um unserem langjährigen
Feuerwehrkameraden, Kommandanten und Ehrenkommandanten Manfred Kramel
zu gedenken. Er war für uns Alle nicht nur ein Feuerwehrkamerad, sondern ein lieber
und guter Freund der auch im privaten Bereich ein bei technischen Problemen viel
gefragter Ratgeber war – und das nicht nur im Bereich Elektrik.
Manfred wurde am 2.Oktober 1941 in Leutstetten geboren, in der Horst Wessel
Straße – der heutigen Wangenerstasse – wie er immer wieder betonte. Am 1.Juli
1959 ist er als aktives Mitglied in die Feuerwehr Leutstetten eingetreten.
Im Jahr 1965 ist er dann bei der 100 Jahrfeier unserer Feuerwehr dabei, die damals
ganz groß gefeiert wurde. Im Jahr darauf bekämpft er, mit vielen Kameraden auch
aus den Nachbarwehren, vom 1. bis 4.Januar 1966 die Flammen bei einem
Großbrand in Gut Schwaige. Ein weiterer spektakulärer Einsatz war der
Starfighterabsturz nahe Königswiesen im April 1968.
Im Jahr 1969 wurde Manfred zum Kommandanten der Feuerwehr Leutstetten
gewählt. Er war zu diesem Zeitpunkt der jüngste Feuerwehrkommandant in Bayern.
Unter seiner Führung wird das Feuerwehrhaus im Jahr 1971 zum ersten Mal in
Eigenleistung umgebaut. Die zwei bestehenden Tore werden durch ein großes Tor
ersetzt da die neuen Feuerwehrfahrzeuge größer, breiter, höher und schwerer
geworden sind. Am 17.Juli 1971 wird dann das neu beschaffte LF8 Opel-Blitz
eingeweiht und dem Einsatzdienst übergeben. Die Feuerwehr behält das alte TSF,
einen alten VW Bus weiterhin als Gerätewagen. Im Folgejahr 1972 erhält das
Feuerwehrhaus eine Elektroheizung um die Gerätschaften frostfrei zu lagern. In den
Jahren 1975/76 wird dann der Dachausbau des Feuerwehrhauses nach erfolgter
Genehmigung durch die Gemeinde in Eigenleistung durch die Feuerwehr
durchgeführt. Als dann die Eingemeindung der Gemeinde Leutstetten naht kann
Manfred noch einmal nach Herzenslust für die Feuerwehr einkaufen, zumal die
Gemeinde Geld hat und die Gemeinderäte von dem Wunsch beseelt sind von den
vorhandenen Finanzen möglichst wenig in die Zwangsehe mit Starnberg
einzubringen. So beschaffte er eine Seilwinde, Ölwehrgerät, Handscheinwerfer,
einen Asbest Hitzeschutzanzug, drei Handfunkgeräte, einen Schlauchtrockenschrank
und einen Gerätewagen. Noch vor der Eingemeindung Leutstettens werden diese
Gerätschaften Ende April 1978 der Feuerwehr übergeben und der Gerätewagen
eingeweiht.
Das nächste große Fest war dann am 6.Juni 1982 die Fahnenweihe der neuen in
Schlehdorf durch Ordensschwestern gestickten Fahne.
Im Jahr 1983 wird unter Führung von Manfred unser altes LF8 auf Kosten der
Feuerwehrkasse in ein Wasserführendes Fahrzeug umgebaut. Er ist sozusagen der
Urvater bzw. Erfinder eines LF8 Wasser oder TSF-W. Die Feuerwehr Leutstetten
wurde mit diesem Fahrzeug, das nach dem Umbau 400Liter Wasser mitführte,
Bayernweit bekannt – nicht nur in München bei der Regierung sondern auch bei den
diversen Verbänden. Der Einbau eines Tanks wurde vom damaligen Landesamt für
Brand- und Katastrophenschutz als unnütz verschwendetem Platz- und
Verschwendung von Gewichtsreserven bezeichnet. Nachdem aber die
Bezuschussungsfristen abgelaufen waren und der TÜV den Tank abgenommen und
in die Papiere eingetragen hatte konnte das Fahrzeug gegen alle Widerstände, auch
aus der Kreisbrandinspektion, in Betrieb bleiben und sich bewähren. So wurde unser
Fahrzeug über die Landkreisgrenze in fast ganz Bayern bekannt.
Leider hat Manfred für dieses Fahrzeug weder ein Patent noch ein sonstiges
Urheberrecht eintragen lassen – sonst würde er heute als Erfinder wasserführender
leichter Löschfahrzeuge gelten, denn ein paar Jahre später wurde ein Wassertank in
Löschfahrzeugen zur Norm.
Im Laufe der folgenden Jahre wurde die Fahrzeugausstattung unseres
wasserführenden Fahrzeugs mit einer Mittelschaumpistole und einem fest
angebauten Lichtmast perfektioniert.
In den Jahren 1984/85 wird das alte Feuerwehrhaus unter Manfreds Führung ein
zweites Mal umgebaut. Es werden Fundamente unterfangen, Träger eingezogen und
eine Treppe in das alte Gerätehaus eingebaut–ebenso eine Küche und ein WC.


An Gerätschaften schafft Manfred eine neue Ölsperre, Insektenschutzkleidung,
Schaumausrüsung, Stromaggregate und Beleuchtung sowie die ersten
Funkmeldeempfänger zur stillen Alarmierung an.
Im Jahr 1988 kam Manfreds nächster revolutionärer Schritt: er hat die ersten
Mädchen in die Jugendfeuerwehr aufgenommen – und heute sind Frauen in der
Feuerwehr selbstverständlich.
An Einsätzen waren die größten Schadensereignisse Moos- und Waldbrände sowie
diverse Verkehrsunfälle. Auch die Orkane vom Vivian und Wiebke im Februar 1990.
beschäftigte die Feuerwehr fast ohne Unterbrechung.
In diesem Jahr 1990 feiert unsere Feuerwehr unter Manfred Kramel als Kommandant
auch ihre 125 Jahrfeier. Anfang der 1990er Jahre wird unter seiner Führung noch in
Eigeninitiative bei Bernhard Kufer ein Feuerwehranhänger gebaut der 1993 in den
Einsatzbetrieb übernommen wird.
Am 29.März 1991 erleidet Manfred schwere Verbrennungen bei einem
Feuerwehreinsatz in der Holzofenbäckerei Leutstetten. Im Jahr 1993 beendet er aus
gesundheitlichen Gründen seine aktive Laufbahn. Er hat in den 24 Jahren als
Kommandant viel bewegt und einen soliden Grundstein für die Zukunft seiner
Leutstettener Feuerwehr gelegt.
Die Feuerwehr ernannte Manfred nach Beendigung des aktiven Dienstes zum
Ehrenkommandanten.
Manfred hatte bereits in den 1980er Jahren immer wieder ein neues Feuerwehrhaus
ins Gespräch gebracht und hartnäckig beantragt. Als dann das neue Gerätehaus
endlich genehmigt und gebaut wurde hat Manfred die Feuerwehr immer mit Rat und
Tat unterstützt.
Auch bei der Organisation unserer 150 Jahrfeier hat Manfred unsere Feuerwehr
immer mit Ratschlägen und guten Ideen unterstützt.


Wir haben am 13.August mit Manfred nicht nur einen treuen Kameraden verloren,
der manchmal auch stur und kompromisslos sein konnte, der manche Themen
ganze Nächte diskutieren und der sich zur Freude mancher über allseits geliebte
Freunde ungeschminkt ausgelassen konnte, sondern vor allem einen guten Freund,
der auch unbequemen Themen nicht aus dem Weg ging und der immer mit Ideen
und Innovationen glänzte. Allerdings wenn sich jemand seine Sympathie verscherzt
hatte – na ja des war’s dann. So sind wir glücklich dass wir immer zu denen gehören
durften, die Manfred auch schätzte und mochte, und die viele schöne Stunden mit
Ihm erleben durften.
So will ich zu guter Letzt noch erwähnen, dass Manfred in der Feuerwehr ganz
vorbildlich vorgelebt hat wie der gute Draht zu allen Altersgruppen, besonders zu
unseren Jugendlichen, aussehen kann.
Leider war es Ihm nicht vergönnt in Gesundheit seinen 75.ten Geburtstag und
weitere Feste zu feiern.
So wollen wir unserem Manfred ein immer ehrendes Andenken pflegen.
Er möge in Frieden neben „seinem Feuerwehrhaus“, wie er es immer nannte, ruhen.